Seit meinem Einstieg in die Berufswelt, im Jahr 1990, hatte ich das Glück, mich immer (sagen wir meistens) mit dem beschäftigen zu dürfen, was mir Spass machte und mich interessierte. Dabei stets von tollen Menschen geführt und von grossartigen Mentoren geleitet. Teils unsanft, aber fair. Dies erachte ich heute als nicht selbstverständlich, sondern als grosses Privileg und Glück. Und dafür bin ich auch sehr dankbar.
Nie hätte ich gedacht, dass ich aus dem südlichen Wynental derart die Welt erkunden würde. Angefangen hat alles schon im ersten Lehrjahr, als ich, im zarten Alter von 16 Jahren, mit einem LKW nach England mitfahren durfte. Von Calais kommend in Dover ausgeschifft und mit dem Fahrer, welcher übers Wochenende zu seiner Familie fuhr, am Sonntagabend wieder in der Peripherie von London verabredet. Auf einem Zettel die Handgeschriebene Adresse der Spedition, wo man sich am späten Sonntagnachmittag wieder treffen würde. Und einer Telefonnummer. Ohne jeglicher sprachlicher Kompetenz. Und ohne Mobiltelefon. Ja, das war Anfangs der 90er Jahre noch weit entfernt vom heute bekannten Alltagsbegleiter... Wie haben wir diese Zeit überhaupt überleben können? Das kann doch gar nicht sein, das geht doch gar nicht, würde mein Junior an dieser Stelle einwenden. An diese erste Erfahrung denke ich oft. Schon darüber könnte ich stundenlang erzählen. Aber darum geht es hier ja nicht.
Unzählige solcher Abenteuer durfte ich in den darauf folgenden Jahren als stolzer Lastwagenfahrer noch erleben. Nach dieser Zeit, von welcher ich keinen Tag missen möchte, kam eine erste Phase der eigenen Transformation. Dem gezielten Ausstieg aus dem Leben als Lastwagenfahrer, und der ersten Weiterbildung. Viele spannende Themen ging es da anzupacken und zu lösen. Dann ging es, mehr aus einem Zufall heraus, wieder ins internationale. Nicht mehr hinter einem Lenkrad und einer Windschutzscheibe, sondern hinter einer Tastatur und einem Bildschirm. Virtuell, und im Laufe der Zeit zum grossen Glück auch persönlich. Allein in diesen 12+ Jahren durfte ich beruflich in 200 Reisen über 800 Tage in 20 Ländern verbringen.
Ja, und es gab also wirklich Stimmen die behaupteten, dass ich nicht wirklich viel zu Hause war.... So was aber auch! Nun, was soll ich dazu sagen? Vielleicht, dass sie nicht ganz falsch lagen? Oder aber, dass es sehr spannend, unglaublich bereichernd und manchmal auch etwas arg herausfordernd war? Und vielleicht noch, dass es sich mit absoluter Sicherheit gelohnt hat? Damit meine ich nicht primär das finanzielle. Durfte ich im Gegenzug doch unzählig viele interessante Menschen kennen lernen und mich in unterschiedlichsten Kulturen integrieren und bewegen. Das möchte ich nicht missen müssen, denn es hat schlussendlich auch mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Wie ich heute dank diesen Erfahrungen mit Menschen interagiere und die Welt mit anderen Augen betrachte und erlebe.